Oktober – Goldener Scheckenfalter

Goldener Scheckenfalter (Euphydryas aurinia)

(Rottemburg, 1758)

Verbreitung in Deutschland: Euphydryas aurinia war ehemals in ganz Deutschland verbreitet. Jedoch hat diese Art eine nahezu einmalige Rückgangshistorie in Mitteleuropa zu verzeichnen. Aktuell ausgestorben ist die Art in Brandenburg und Schleswig-Holstein, in fast allen anderen Bundesländern ist sie vom Aussterben bedroht oder zumindest stark gefährdet bei sehr rückläufiger Tendenz (Settele et al. 2005).

Verbreitung in Baden-Württemberg: Auch in Baden-Württemberg war der Goldene Scheckenfalter vor etwa 100 Jahren noch weit verbreitet. Vorkommen existierten am nördlichen Oberrhein, im Kraichgau, in den Keuperwaldbergen, im Albvorland, auf der Schwäbischen Alb mit Baar- und Hegaualb, in Oberschwaben mit Bodenseebecken und am südlichen Oberrhein (Ebert & Rennwald 1991a). Heute sind fast alle dieser Populationen erloschen. Sehr früh verschwanden die Vorkommen am nördlichen Oberrhein, im Albvorland und in den Keuperwaldbergen. Deutlich länger hielten sich die Baar- und Albvorkommen (Karbiener 2005). Mittlerweile ist E. aurinia nur noch in Oberschwaben, am Kaiserstuhl und an einem Standort im Rande des Nordschwarzwalds anzutreffen (Online).

Habitatansprüche: E. aurinia besiedelt in Baden-Württemberg zwei unterschiedliche Habitattypen: An Feuchtstandorten (nördlicher Oberrhein, Albvorland, Keuperwaldberge, Oberschwaben) werden/wurden magere und extensiv genutzte Streuwiesen mit Bracheanteilen, an Trockenstandorten (Kaiserstuhl, Baar-Alb, Schwäbische Alb, Schwarzwald) trockene, langgrasige, jedoch unverfilzte Halbtrockenrasen besiedelt. Wichtig für die Art ist ein Wechselspiel aus jährlich genutzten Magerwiesen und angrenzenden nur mehrjährig gemähten Brachen. An Feuchtstandorten frisst die Raupe an Teufelsabbiss (Succisa pratensis), verschiedenen Enzian-Arten (Gentiana ssp.) und an Flockenblumen (Centaurea ssp.). Im Trockenbereich wird vor allem die Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria) als Wirtspflanze genutzt (Ebert & Rennwald 1991a).

Gefährdung/Schutz: RL BW: Vom Aussterben bedroht (Ebert et al. 2005). E. aurinia ist mittlerweile in Baden-Württemberg vom Aussterben bedroht. Die einst weit verbreitete, jedoch anspruchsvolle Art, die an die kleinparzellierte, extensive landwirtschaftliche Nutzung der letzten Jahrhunderte angepasst war, findet derartige Standorte in Zeiten intensiver und großflächiger Landwirtschaft nicht mehr vor. Da viele ehemals besiedelte Habitate durch Unkenntnis der (larvalen) Ansprüche der Art auch in Schutzgebieten falsch gepflegt wurden, verschwand E. aurinia aus weiten Teilen Baden-Württembergs. Der Goldene Scheckenfalter benötigt ein auf die Wüchsigkeit des jeweiligen Standortes angepasstes Pflegekonzept. Je nach Wüchsigkeit müssen die Flächen mehrmals im Jahr, jährlich oder nur mehrjährig gemäht werden, wobei immer auch Bracheanteile belassen werden müssen. Daneben verträgt die Art ebenso wenig intensive Schafbeweidung mit Schaffung einer kurzrasigen Vegetationsstruktur noch ein dauerhaftes Brachfallen der Flächen (Karbiener 2005). Im Rahmen des Artenschutzprogramms Schmetterlinge wird in den nächsten Jahren ein umfassendes Pflegekonzept erstellt, das die momentan noch vorhandenen Populationen stützen und wieder vernetzen soll. Auf zahlreichen Standorten wird es notwendig sein die Flächen durch partielle Frühmahd auszuhagern, um wieder eine magere, kurzrasige und lückige Vegetationsstruktur herzustellen. Nur wenn solche mageren Streuwiesen kräftige und freistehende Pflanzen des Teufelsabbiss aufweisen, können sie erfolgreich vom Goldenen Scheckenfallter als Entwicklungshabitat genutzt werden.

Eignung als Indikatorart: E. aurinia ist ein sehr guter Indikator für mageres, extensiv genutztes Feuchtgrünland und langgrasige, unverfilzte Halbtrockenrasen.

Quellen für diese Seite:

Ebert, G. & E. Rennwald (Hrsg.) (1991a): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 1, Tagfalter 1. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 552 S.

Ebert, G., Hofmann, A., Meineke, J.-U., Steiner, A., R. Trusch (2005): Rote Liste der Schmetterlinge (Macrolepidoptera) Baden-Württembergs (3. Fassung). In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 110-133.

Karbiener, O. (2005): Goldener Scheckenfalter (Eurodryas aurinia). In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 98-101.

Settele, J., Steiner, R., Reinhardt, R. & R. Feldmann (2005): Schmetterlinge – Die Tagfalter Deutschlands. Ulmer Verlag (Stuttgart), 256 S.

 Weibchen des Goldenen Scheckenfalters (Euphydryas aurinia) Flügelunterseite des Goldenen Scheckenfalters (Euphydryas aurinia) Fast erwachsene Raupe nach der Überwinterung am Kaiserstuhl Raupennest an Teufelsabbiss im Hochsommer in Oberschwaben Schlüpfende Jungraupen an Teufelsabbiss Charakteristisches Habitat in Oberschwaben, eine magere und kurzrasige Streuwiese Habitat am Kaiserstuhl, großflächige Halbtrockenrasen